Die neue Kirchentreppe
Aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung des Kirchenbauvereins vom 18.07.2007 geht hervor, dass sich der Verein schon seit längerem mit der Haupteingangstreppe zur Kirche beschäftige: so sei die Treppe nicht verkehrssicher, da ein ungeübter Kirchgänger durchs Öffnen der Kirchentür (sie öffnet sich nach außen) aufgrund mangelnden Platzes auf dem oberen Podest die Treppe herunterfallen könne.
Um diesen Mängeln zu begegnen und um eine einladendere Situation zu schaffen, wurde der Neubau einer Treppe überlegt. Es wurden deshalb mehrere Skizzen angefertigt, die grundsätzlich eine erweiterte Öffnung im unteren Bereich der Treppe und ein größeres Podest vor der Kirchentür der Treppenanlage vorsahen. Auch musste als Grundlage eine Bauaufnahme der bestehenden Treppe erfolgen.
Da die Kirche unter Denkmalschutz steht, war für den Umbau der Treppe eine denkmalschutzrechtliche, nicht hingegen eine baurechtliche Genehmigung erforderlich. Zudem musste sichergestellt werden, dass die Kosten des Umbaus bezahlt werden können. Dazu wollte der damalige Pfarrer Rinklin neben der Stadt Freiburg und dem Kirchenbauverein auch die Landeskirche ins Boot holen.
Die erste Variante sah die Erhaltung der bestehenden Seitenwände vor, die sich im unteren Bereich trompetenartig erweitern sollten.
Ein eingeholtes Angebot ergab Kosten von 4.413 € zu denen noch Fließenarbeiten in Höhe von 4250 € hinzukamen.
Eine zweite Variante sah den Abbruch der Seitenwände und eine entsprechende Verbreiterung der Stufen vor.
Die Kosten hierfür sollten 3.800 € betragen bei gleichbleibenden Fließenkosten.
Parallel zu diesen Varianten wurden weitere Möglichkeiten untersucht, die durch die Bekanntschaft des 2. Vorsitzenden mit dem Stadtgestalter Dickmann vom Stadtplanungsamt angeregt wurden. Herrn Dickmann war bekannt, dass die Treppe des Hotels Rheingold in der Eisenbahnstraße abgebrochen worden war und die gut erhaltenen Granitblockstufen bei einem Steinmetz in Endingen lagern sollten.
Man solle doch einmal dort vorbeifahren und sich die Sache ansehen. Zudem erklärte sich Herr Dickmann bereit, einmal kostenlos einen Entwurf für die Treppe zu machen, da er sich mit einer neuen Entwurfssoftware auf seinem Computer vertraut machen müsse und dies eine gute Gelegenheit dafür sei.
Ein Telefonat mit dem Steinmetz Gutmann in Endigen ergab, dass er tatsächlich im Besitz einer größeren Anzahl der Granitstufen sei und ein Interesse an einem Ausführung des geplanten Vorhabens signalisierte. Die Stufen hatten eine Länge von 127, eine Breite von 34 und eine Höhe von 16 cm. Mit Bildern und den Abmessungen der Stufen wurde eine Besprechung bei Herrn Dickmann im Stadtplanungsamt anberaumt und die Entwurfsgrundsätze festgelegt.
So entstand nach längeren Überlegungen und Vorarbeiten der endgültige Entwurf für die Treppenanlage wie sie sich heute darbietet.
Eine weitere wesentliche Überlegung galt nun dem Handlauf, der auf der einen Seite sicher, auf der anderen aber auch als Gestaltungselement formalen Überlegungen folgen sollte. Edelstahl war deshalb ausgeschlossen, passte dieser Baustoff doch nicht zu einem alten Kulturdenkmal. Aus diesem Grunde wurde ein Rohrprofil gewählt mit wenigen vertikalen Abstützungen, das in seinem Verlauf der Treppe folgen sollte.
Dabei war es schwierig, einen Handwerker zu finden, der in der Lage war, ein Rohr ohne Einknickung zu biegen. Und es musste eine Legierung gefunden werden, die Dauerhaft und biegefähig war. Der Handwerker war bald gefunden, ein früherer Klassenkamerad von Herrn Rinklin aus Eichstätten.
Der Steinmetz Gutmann aus Endingen wurde gebeten, einen Kostenvoranschlag zu machen, ebenso die Firma Hiss, die für den Handlauf vorgesehen war.
Beide Angebote wurden geprüft und die Aufträge erteilt. Bei der Bauausführung stellte sich dann allerdings heraus, dass die alten Treppenfundamente für die neue Treppe zu schwach waren, deshalb abgerissen und neu errichtet wurden. Dadurch bedingt kamen zwei weitere Treppenstufen hinzu. Als Folge davon musste die vor der Kirchentreppe vorhandene Pflasterung ebenfalls neu verlegt und der vorhandene Kreis etwas gedreht werden. Diese Arbeit erfolgte durch die Firma Preis aus Opfingen. Aus Gründen einer Gesamtästhetik schlug Herr Rinklin vor, die beiden Stufen vom Aufgang zur Kirche ebenfalls durch Granitstufen zu ersetzen, was auch geschah.
Zugleich wurden in der Eichstätter Werkstatt Hiss Biegeversuche unternommen, die nach zwei Probebiegungen dann einwandfrei gelangten.
Nach vielen Skizzen und Entwürfen aus denen der Ausführungsentwurf hervorging, konnten die Bauarbeiten beginnen und im Frühjahr 2008 beendet werden. Die neue, neben der Treppe angeordnete Bepflanzung wurde durch Spenden ermöglicht.
Die Gesamtkosten des Vorhabens betrugen ca. 16.300 €. Es entstanden keine Planungs- und Bauaufsichtskosten, sie wurden von den Beteiligten ohne Honorar übernommen. Von den Baukosten wurden ca. 10.000€ vom Kirchenbauverein dank des Erbes von Apotheker Helmuth Dieterle übernommen.
Hierauf weißt das Messingschild an der Kirche hin. Die Stadt bezuschusste die Treppenanlage mit 6000€. Die Landeskirche hat sich - was eine Kostenbeteiligung angeht – zurückgehalten.
Alles in allem wirkt die neue Treppe einladend zu einem Kirchenbesuch. Mögen viele Generationen diese Gelegenheit nutzen.